Il sol dell'avvenire Frankreich, Italien 2023 – 95min.

Filmkritik

Nanni Moretti begeistert in seiner neuen Komödie

Filmkritik: Marine Guillain

Der italienische Regisseur Nanni Moretti, der bei den Filmfestspielen von Cannes vergangenes Jahr im Wettbewerb stand, begeistert mit einem wunderlichen Film, in dem er einen gequälten Regisseur spielt.

1956 geht in einem Stadtteil von Rom das Licht an. Die Bewohner feiern diese Revolution, während sich ein ungarischer Zirkus in dem Viertel niederlässt, in dem die Kommunistische Partei regiert. Bei diesen ersten Bildern, die die Zuschauer:innen entdecken, handelt es sich in Wirklichkeit um den Film, den der heutige Regisseur Giovanni (Nanni Moretti selbst) gerade dreht. Dieser selbstgerechte Filmemacher, der sich in einer existenziellen Krise befindet und kurz vor dem Burnout steht, ist ebenso egozentrisch wie aufdringlich. Er, der alles und jeden belehrt, niemandem zuhört und jedem das Wort abschneidet, muss mit einer ganzen Reihe von Dingen zurechtkommen. Denn trotz seiner Angewohnheit, immer alles unter Kontrolle zu haben, läuft nichts so, wie er es gerne hätte.

Seine Frau (Margherita Buy) arbeitet als Produzentin an dem Film eines anderen Regisseurs und will Giovanni verlassen. Seine Tochter (Valentina Romani) ist in einen Mann aus Polen verliebt, der viel älter ist als sie. Sein französischer Produzent (Mathieu Amalric) steht kurz vor dem Bankrott, während seine Hauptdarstellerin (Barbora Bobulova) improvisiert und über das Drehbuch verhandelt, da sie aus diesem politischen Film lieber eine Liebesgeschichte machen würde.

«Il sol dell'avvenire» ist der sechzehnte Spielfilm von Nanni Moretti. Er präsentierte ihn beim Wettbewerb in Cannes – zweiundzwanzig Jahre nachdem er mit «Das Zimmer meines Sohnes» die Goldene Palme gewann. Der italienische Filmemacher spielt nicht nur mit der Parallelität des Films im Film, sondern inszeniert vor allem eine Art Autofiktion (Giovanni ist Nanni Morettis richtiger Vorname), die witzig und melancholisch ist, während er seine Liebe zum Kino und seine Fragen über die sich verändernde Welt in einen Zusammenhang stellt.

Der bald 70-jährige Regisseur erfreut nicht nur das Publikum mit seiner Selbstkritik, sondern spielt auch mit der Satire und kritisiert insbesondere die Streaming-Plattformen in einer urkomischen Szene, in der er auf einige Netflix-Produzent:innen trifft. Vor allem aber lässt sich diese fantastische Dramödie voller Freude und Musik anschauen, als würde man einen Liebesbrief an das Kino lesen.

11.01.2024

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