They See You USA 2024 – 102min.

Filmkritik

Monströses Reality-TV

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Menschen in einem Glaskasten werden von Monstern beobachtet – Hallo, Medienkritik! «They See You» holt aus einer spannenden Grundidee alles heraus und bietet trotz einiger Schwächen gute Grusel-Unterhaltung mit Substanz.

Die 28-jährige Mina (Dakota Fanning) ist aus Amerika nach Irland gekommen und arbeitet in einer Tierhandlung. Als sie eines Tages einen Papageien transportieren soll, bleibt ihr Auto in einem einsamen Wald im Westen Irlands liegen. Schnell hat sie sich verirrt und die Nacht bricht langsam herein, als sie eine kleine Hütte entdeckt. Dort leben bereits drei Personen, die sich Nacht für Nacht einschliessen und sich vor einer Wand, die aus einem Einwegspiegel besteht, aufstellen. Nachts kommen mysteriöse Wesen und beobachten die Gefangenen in der Hütte. Ein Entkommen scheint unmöglich, doch Mina gibt nicht auf und will unbedingt mehr über die Monster erfahren.

«They See You» ist das Drehbuch- und Regiedebüt von Ishana Night Shyamalan, die bereits an den Filmen «Old» und «Knock at the Cabin» ihres Vaters M. Night Shyamalan mitarbeitete. Bei dieser Verfilmung des Romans «The Watchers» des irischen Autoren A.M. Shine sind die Rollen umgekehrt, denn M. Night Shyamalan übernimmt hier nur noch die Produktion. Die Liebe zum Unheimlichen und zum einen oder anderen Twist scheint Ishana Night Shyamalan allerdings zu teilen.

Die Grundidee von «They See You» ist spannend und bietet einiges an Grusel-Potenzial. Die Wesen ausserhalb der Hütte können von innen nicht gesehen werden, dafür sorgt die Einwegspiegel-Wand an der einen Seite des Hauses. Und auch wenn die Figuren tagsüber im Wald unterwegs sind, bietet die Szenerie jede Menge Unheimliches. Für eine gute Portion Grusel und Spannung ist im Verlauf von «They See You» auf jeden Fall gesorgt.

Die Handlung schreitet in recht hohem Tempo voran, verliert dabei aber leider Tiefgang für die Figuren, auch wenn etwas plump versucht wird, eine packende Hintergrundgeschichte für Mina zu weben. Das Positive am schnellen Erzähltempo ist allerdings, dass keine Langeweile aufkommt und der Film dadurch kurz, knackig und fokussiert bleibt. Schade allerdings, dass «They See You» viel zu viel erklärt und oftmals das altbewährte «Show, don’t tell»-Prinzip über den Haufen wirft.

Die Gründe, dass es Shyamalan am Ende trotzdem gelingt, einen guten Horrorfilm abzuliefern, sind eine Anreicherung der Geschichte mit irischer Folklore, einige gut gemachte Twists und ein deutlicher Fingerzeig auf das Publikum und die Gesellschaft. Es ist kein Zufall, dass die Bewohner:innen der Hütte eine Reality-TV-Serie schauen, denn das Beobachten und Beobachtet-Werden, die Suche nach Unterhaltung und letztlich das Streben danach, den Vorbildern auf dem Bildschirm nachzueifern bzw. sich ihnen entgegenzustellen, ist etwas, was unsere Gesellschaft massgeblich prägt. Als Zuschauer:in im Kino kommt man nicht drum herum, sich ertappt zu fühlen.

06.06.2024

3.5

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Kommentare

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Taz

vor 5 Monaten

Gutes Setting mit einer interessanten Ausgangslage, die aber dann nicht konsequent weiterverfolgt wird und stattdessen irgendwohin abdriftet, ohne die aufgebaute Spannung zu nutzen. Für ein Kinofilmdebüt der jungen Regisseurin aber absolut okay.


Fred

vor 5 Monaten

Ein hochwertiger Horror-Film, der zum Nachdenken anregt. Regie und Drehbuch aus einer Hand, mit sehr viel Liebe zum Detail: Ishana Shyamalan at her best! Ich hoffe, dass dieser ungewöhnliche Film die Anerkennung bekommt, die er verdient hat. Die tolle schauspielerische Leistung von Dakota Fanning trägt auf jeden Fall einiges dazu bei.Mehr anzeigen


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