Maria Montessori Frankreich, Italien 2023 – 100min.

Filmkritik

Eine Methode, die die Bildung revolutionierte

Filmkritik: Maxime Maynard

Léa Todorov wagt sich an ihren ersten Spielfilm und zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben der berühmten Pädagogin und Wissenschaftlerin Maria Montessori, die die Montessori-Methode ins Leben gerufen hat.

Im Jahr 1900 geniesst die Pariser Kurtisane Lili d'Alengy (Leïla Bekhti) ihr Leben dank des Geldes ihrer zahlreichen Verehrer. Doch die Rückkehr ihrer neunjährigen, neuro-atypischen Tochter Tania (Rafaelle Sonneville-Caby) zwingt sie, sich von der französischen Hauptstadt zu entfernen, um dem Klatsch und Tratsch zu entgehen. In Rom lernt sie die Ärztin Maria Montessori (Jasmine Trinca) kennen, die eine spezielle Einrichtung betreibt, um Jugendlichen wie Tania beim Lernen zu helfen. In dieser Umgebung blüht das Mädchen auf, und ihre Mutter muss sich zwischen ihrem alten Leben und ihrem Kind entscheiden.

Mehr als zehn Jahre nach ihrem Film «Sauver l'humanité aux heures de bureau» stellt die Französin Léa Todorov ihren ersten Film vor, den sie selbst geschrieben und umgesetzt hat. «Maria Montessori» erzählt von zwei stigmatisierten Bevölkerungsgruppen: Frauen und neurodivergenten Menschen. An der Wende zum 20. Jahrhundert beginnt der Kampf um Akzeptanz.

Der Begriff des französischen Filmtitels «Nouvelle Femme» (übersetzt «Neue Frau»), steht für eine Phase der Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts. Eine Zeit, in der Frauen, die bis dahin lediglich als das Eigentum ihrer Ehemänner betrachtet wurden, begannen, für einen radikalen Wandel hin zur Gleichberechtigung zu kämpfen. «Maria Montessori» formuliert den Begriff zwar nicht direkt, macht ihn aber dank seiner Hauptdarstellerinnen zu einer treffenden Verbildlichung.

Lili und Maria leiden unabhängig voneinander unter der mangelnden Anerkennung gegenüber Frauen, die lange Zeit als das "schwache Geschlecht" angesehen und bezeichnet wurden. In der Rolle der Maria gibt sich Jasmine Trinca schroff und kraftvoll – mal sanft, mal grob. Leïla Bekhti spielt die eitle Kurtisane auf den ersten Blick etwas ungeschickt, schafft es aber, ihre Figur zu beleben, sobald Lilis Menschlichkeit durchscheint.

Die beiden Frauen sind umgeben von einer ungewöhnlichen Gruppe. Insgesamt 40 Kinder, die meisten von ihnen neurodivergent, nahmen an dem Projekt teil. Eine beachtenswerte Vorgangsweise, um eine Art von karikaturistischer Interpretation zu vermeiden, die noch zu oft die Bildschirme beherrscht. Ausserdem verzaubern schöne Momente jugendlicher Unschuld. «Maria Montessori» bietet eine bewundernswerte und interessante Geschichte, die trotz ihrer 115 Minuten eine noch ausführlichere Entwicklung verdient hätte.

04.03.2024

3.5

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 6 Monaten

Der Film nimmt nur langsam Fahrt auf, fast wär ich abgehängt worden.
Alles andere als 'bella figura' macht der Mann: überfordert durch eine selbstbewusste Frau.
Überfordert, wie heute noch die Führungsriege der 'Mannen in Rom'...
Die Geschichte wird ihnen nicht Recht geben. Wer ist hier 'behindert' ist an (Kirchen-)Herren zu fragen.Mehr anzeigen


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