CH.FILM

Jakobs Ross Schweiz 2022 – 103min.

Filmkritik

Wunschträume, Sehnsuchtslieder und ein Hauch Liebe

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Katalin Gödros hat Silvia Tschuis historischen Debütroman als fulminant herbes Beziehungs- und Emanzipationsdrama verfilmt. Ihr Film punktet mit aufwändigen Kostümen, sensationeller Kamera, tollen Hauptdarstellern und Liedern, die, von Luna Wedler gesungen, direkt ins Herz gehen.

In der Schweiz um 1870. Die junge Magd Elsie träumt von einer Musikkarriere. Ihr Herr fördert sie, fordert dafür aber sexuelle Gefälligkeiten. Als Elsie schwanger wird, verheiratet er sie mit dem Pferdeknecht Jakob und schiebt das Paar auf einen Pachthof ab. Von Liebe ist dabei keine Rede. Doch solange Elsie von ihrer Musik und Jakob von einem eigenen Pferd träumen, kommen sie miteinander aus. Eines Tages aber taucht Rico im Tal auf und Elsie verfällt dem Jenischen beim ersten Ton seines Akkordeons.

Katalin Gödrös erzählt in «Jakobs Ross» von zwei jungen Menschen, die von sozialem Aufstieg und Emanzipation träumen, und von gesellschaftlichen Realitäten, die dem entgegenstehen. Ihr Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Silvia Tschui und kommt zwar etwas weniger derb daher als dieser, verzichtet aber nicht auf harte und blutige Szenen.

«Jakobs Ross» wurde im Val Bavona (TI) und im Bergell gedreht. Zeit und Kolorit sind realitätsnah dargestellt, die Kostüme historisch akkurat und mit Sorgfalt gefertigt. Sebastian Edschmids Kamera verortet die Handlung agil in der alpinen Landschaft.

Valentin Postlmayr spielt Jakob als gutmütigen Kerl, Max Hubacher überzeugt in der Rolle Ricos mit schauspielerischem ebenso wie mit musikalischem Talent. Die grosse Auftritt aber gehört Luna Wedler, die sich tief in Elsies Schicksal einfühlend nicht nur durch brillantes Schauspiel, sondern auch ihre gefühlsvolle Interpretation sehnsüchtiger (Volks-)Lieder ins Herz spielt. Ein starker Schweizer Film.

15.01.2024

4.5

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 9 Monaten

Die glorreichen Altvordern.
Verschachern Menschen wie Vieh.
Lynchen.
Leider nicht nur im Roman oder Film.
Die Kulisse (zu) sehr südschweizerisch für die Dialekte ;-)


Tom29

vor 10 Monaten

Sehr gut gespielt, tolle Szenerie, doch schade, dass die Musik eher zu kurz kommt. Dennoch ein sehenswerter Schweizer Film, der zum Nachdenken anregt.


Fritz the cat

vor 10 Monaten

Super Schweizer Film. Luna Wedler spielt fantastisch. Grosses Kino. Kann ich nur empfehlen


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