Where'd You Go, Bernadette USA 2018 – 109min.

Filmkritik

Architektin am Rande eines Nervenzusammenbruchs

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Richard Linklater hat Maria Semples Bestseller um eine von Phobien geplagte Architektin mit Cate Blanchett in der Hauptrolle verfilmt.

Eigentlich widerfuhr Bernadette Fox nicht anderes, als manch einer anderen Frau auch. Die studierte Architektin hat geheiratet, ist mit ihrem Mann nach Seattle gezogen und Mutter geworden. Ihre Tochter Bee ist inzwischen 15; Elgie hat Karriere gemacht. Bernadette aber, in jungen Jahren in Hollywood als Star gefeiert, hat seit Jahren nichts mehr gebaut, sondern ihre ganze Kreativität in das eigene Heim gesteckt: den Umbau einer stillgelegten Fabrik zu einer wahren Villa Kunterbunt. Deren wilder Garten ist Bernadettes ganzer Stolz, ihrer Nachbarin aber ein Dorn im Auge. Überhaupt passt Bernadette, die tagsüber riesige Sonnenbrillen trägt, nachts nie schläft und sich von einer bloss per Handy erreichbaren Assistentin alles Notwendige ins Haus liefern lässt, so gar nicht in die bürgerliche Umgebung, in der sie lebt und der gegenüber sie wenig mehr als Verachtung empfindet.

Nonkonformistisch trampelt Bernadette regelmässig in Fettnäpfchen und Fallen; nach einigen heftigeren Vorfällen sieht sie sich in den eigenen vier Wänden von einer Psychiaterin, einem FBI-Agenten und ihrem aufgebrachten Gatten umzingelt. Nix wie weg hier, lautet ihre Devise; des Films zweiter Teil, sensationell fotografiert, spielt in der Antarktis. Allmählich erst, etwa durch ein Treffen Bernadettes mit einem ehemaligen Kollegen sowie durch ein YouTube-Video, lässt Richard Linklater die Zuschauer erfahren, was ausser der Hausfrauenlangeweile an Bernadette nagt: Ein Immobilienmogul hat vor zwanzig Jahren eines ihrer Lieblingsprojekte bis auf den Grund zerstört und Bee, heute Bernadettes treuste Verbündete, war als Baby ein Sorgenkind.

„Leute wie du“, meint Bernadettes Kollege, „müssen kreativ sein, sonst werden sie der Gesellschaft zur Bedrohung.“: Hausbacken plump lautet die ganze psychologische Weisheit dieses Films, der abgesehen davon in manchem grossartig verrückt anmutet. Nämlich so, wie es anmuten muss, wenn ein Regisseur, der wie Linklater so ernsthaft schwatzhafte Komödien wie die Sonnenauf- und -untergangfilme drehte, eine Geschichte auf die Leinwand hebt, deren Figuren einem Film von Wes Anderson entsprungen sein könnten.

Where’d You Go, Bernadette wirkt etwas unausgeglichen. Doch Cate Blanchett spielt Bernadette, wie alle ihre Rollen, souverän. Und wenn in einem der stärksten Momente des Films Bernadette und Bee zusammen im Auto Cindy Laupers „Time After Time“ mitplärren, geht im Kino – wie immer bei Linklater – kurz die Sonne auf.

11.12.2019

3.5

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Kommentare

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Patrick

vor 4 Jahren

Das Movie kommt erst in der 2.ten Film~Hälfte in Fahrt davor ist die Story etwas langgezogen&sehr Dialoglastig aber die sind sehr Bissig..Aber in der 2.ten Film~Hälfte geht das Story voll ans Herz und die Darsteller spielen Oscar~Reif. Und somit ist das Movie ein Leckerbissen der Dialogen und der Darsteller~Leistungen.Dafür gibts von Mir 4.1/2 Sterne von 5Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 4 Jahren


rioty

vor 4 Jahren

Durchschnitt. Interessante Persönlichkeiten, aber lahme Story und wenig tiefgründig... Hab mir auch überlegt, worin der tiefere Sinn der Story liegt. Cate Blanchett spielt aber wirklich toll.


elelcoolr

vor 4 Jahren

Die lustigen Szenen waren nicht witzig und die vermeintlich tragischen, liessen mich kalt. Ich konnte zu keiner Zeit eine emotionale Verbindung zu den Figuren herstellen. Ich habe versucht, die Bedeutung des Films zu verstehen, aber ich denke, er wird mir ein Rätsel bleiben.


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