CH.FILM

Danioth - der Teufelsmaler Schweiz 2014 – 90min.

Filmkritik

Ode an einen unbekannten Bekannten

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Das Bild vom Roten Teufel, an eine Felswand in der Schöllenen-Schlucht gemalt, ist seit 1950 wohlbekannt. Doch wie heisst eigentlich sein Schöpfer? Heinrich Danioth (1896-1953), ein facettenreicher Maler und Schriftsteller aus Altdorf, der – was zwei Weltkriegen und materiellen Krisen geschuldet ist – sein Talent vorab im heimatlichen, vertrauten, zuweilen engen Umfeld entfaltete. Wunderbar, dass jetzt der Urner Filmemacher Felice Zenoni den Blick auf einen eher unbekannten Bekannten weitet.

Drei Jahre lang hat Zenoni an Originalschauplätzen und in Archiven recherchiert, den Nachlass des Künstlers durchforstet. Und das Ergebnis dieser Recherchen bildstark, melodisch und dramaturgisch stimmig in der urtümlichen, rauen, mystischen Landschaft der Innerschweiz verortet. Entstanden ist das stimmige Porträt Danioths, in dem neben Kunstexperten auch (letzte) Zeitzeugen zu Wort kommen. 1953 erlag der Meister an den Folgen einer schweren Krankheit und so ist man berührt, wenn seine Töchter Madeleine und Cilli oder deren Schulfreund, der Publizist Lüönd Danioths Wesen beschreiben. Mit dabei ist auch der heute 105jährige Hans Erni, einst Danioths Künstlerkollege und gelegentlich sein Konkurrent, wenn es um die Vergabe interessanter Aufträge ging; wie die Gestaltung der Fassade des Bundesbriefmuseums in Schwyz.

Der Film verweist darauf, dass Danioth im besten Sinne des Wortes ein Volksmaler war, mit den Wurzeln seiner Herkunft eng verbunden aber im Innersten auch ein hellwacher, weltoffener, Grenzbereiche auslotender Freigeist. "Meine Heimat ist, fürwahr, Prunkkammer Gottes und Irrgarten des Teufels, zu gleichen Teilen", hat er einmal geschrieben. Zenoni illustriert dieses Zitat und verschweigt – mit dem gebotenen Respekt – nicht, dass „der Teufelsmaler“ wohl ein schwieriger, sperriger Charakter war. Im Privaten, wie als öffentliche Person: Zu Zeiten des Hitler-Nationalsozialismus der Dreissiger- und Vierzigerjahre im 20. Jahrhundert bewies er couragiert seine antifaschistische Haltung, als Karikaturist und Kommentator im bissigen Satiremagazin "Nebelspalter". Zenoni stellt aber auch den Bezug zu Danioths literarischem Werk her, das Hörspiele, Prosatexte, Gedichte und Bühnenstücke umfasst.

In der Innerschweiz zieren mancherorts Arbeiten des Künstlers Haus und Hof, im schmucken Haus für Kunst in Altdorf wird ihm im "Danioth Pavillon" speziell gehuldigt. Gut, dass nun der mit Herzblut komponierte, kluge Film dazu kommt: Mit seinen Bildern vor Augen und im Herzen wird man Leben und Werk eines grossen Schweizer Künstlers mit geschärftem Blick wieder – oder neu entdecken wollen.

16.04.2024

4

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Kommentare

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Leonard.Schenker

vor 9 Jahren

Ein wirklich toller Film mit sehr schönen Aufnahmen. Selbst für nicht kunstinteressierte Leute ein sehr informativer und gleichzeitig kurzweiliger Einblick in ein Künstlerleben.


Naomi Seckleman

vor 9 Jahren

Was für ein toller und einzigartig gut recherchierter Film. So viel Liebe zum Detail, sowohl von Danioth wie auch von Zenoni's Seite aus. Da tut sich einem eine ganz neue Welt auf. Bravo!!! Naomi


Naomi Seckleman

vor 9 Jahren

Was für ein toller und einzigartig gut recherchierter Film. So viel Liebe zum Detail, sowohl von Danioth wie auch von Zenoni's Seite aus. Da tut sich einem eine ganz neue Welt auf. Bravo!!!
Naomi


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