Tournée Frankreich 2010 – 111min.

Filmkritik

Episoden im Wanderzirkus

Filmkritik: Eduard Ulrich

Schauspieler und Regisseur Mathieu Amalric begleitet eine kleine Truppe New-Burlesque-Tänzerinnen auf Tournée. Seine Szenenfolge mit Aufführungsteilen und zwischenmenschlichen Querelen wirkt wie ein Dokumentarfilm. Das ist wenig dramatisch, aber vergnüglich und sympathisch bescheiden.

Wenn sich ein Schauspieler als Regisseur betätigt und sich das Drehbuch mit der Hauptrolle auf den Leib schreibt, erinnert das an Instrumentalvirtuosen wie Liszt, Rachmaninow und Schostakowitsch, die sich ihre Konzerte schrieben und damit aufftraten. Leider beweisen die spärlichen Zeugnisse solcher Konstellationen, dass der Schöpfer oft nicht der beste Interpret seiner Werke ist. Mathieu Amalric glänzte in diversen (Haupt-)Rollen, beispielsweise im unvergesslichen Le scaphandre et le papillon.

In seiner eigenen Rolle als Agent, Impressario und Leiter einer bunten, zusammengewürfelten kleinen Truppe New-Burlesque-Tänzerinnen auf Tournée, die er auch als Flucht vor sich selbst antrat, kommt er nicht auf Touren. Er wirkt maniriert und bildet damit einen stoßenden Kontrast zu den echten Künstlerinnen, die er für seinen Film engagierte und deren Auftritte einen prägenden Teil seines Films bestreiten. Das Wort "Drehbuch" wär wahrscheinlich zu hoch gegriffen als Bezeichnung für die Grundlage des Drehplans, dennoch ist seine Begabung als Autorenfilmer offenbar. Scheinbar zufällig und absichtslos plätschert die Handlung dahin, doch die Atmosphäre in der Provinz, die Stimmungen der Figuren werden präzise charakterisiert.

Leicht hat es keiner und keine, die Ochsentour fern von Paris, dem Nabel des Schaugeschäfts, bietet wenige Höhepunkte, viel Zeit verbringen alle miteinander, das Privatleben unterliegt der Kontrolle durch die Gruppe und immer lockt der Alkohol als jederzeit bereiter und verlässlicher Freund. (Selbst-)Disziplin muss von Fall zu Fall durch autoritäre Disziplinierungsmaßnahmen ergänzt oder auch ersetzt werden, trotzdem sind Ausbrüche und Abstürze nicht zu verhindern. Wenn dann noch eine heikle Konstellation im Privatleben und finanzielle Sorgen hinzukommen, gerät das ganze Unternehmen rasch an den Rand des Scheiterns.

Aber selbst ohne Malheurs plagen die permanenten organisatorischen Mängel, sei es, dass ein Hotel nicht gebucht wurde oder ein geplanter Auftritt nicht bestätigt ist. Das wird aber nie sentimental oder weinerlich zelebriert, sondern trocken und mit Humor präsentiert, und bleibt fast bis zum späten Ende unterhaltsam, einige skurrile Szenen werden sich vermutlich sogar ins Langzeitgedächtnis einbrennen.

11.01.2011

3

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Kommentare

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smallsoldier

vor 13 Jahren

Konnte mich bei diesem Film gar nicht begeistern. Irgendwie hat das Ganze keinen Anfang und kein Ende, wodurch die Geschichte unglaublich träge wird. Es gibt Filme, die haben in der Handlung Hänger - dieser Film ist ein Hänger. Wenn man aus dem Thema eine Doku gemacht hätte würde das Ganze wohl wieder etwas anders aussehen. Für mich leider der schlechteste Film seit langem: -( Da können auch die lebensfroh agierenden NewBourlesque-Tänzerinnen nichts ändern...Mehr anzeigen


stsandy

vor 13 Jahren

amüsant


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